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Können Sie bitte mal….??? Danke.

Juni 24, 2012

Den Spruch mit dem Dorf, das man für die Erziehung eines einzigen Kindes braucht, den kennen ja alle. Wird ja auch immer wieder gerne zitiert. Aber mal ehrlich, in Deutschland ist es doch eher so, dass man sich Einmischung verbietet. „Sie haben meinem Kind gar Nichts zu sagen!“ oder so.
Ist ja auch kulturell okay, denn wir sind eben doch meist so geeicht, dass Individualismus seit Jahren immer weiter oben steht und dann ist die individualisierte Kindererziehung ja nur die logische Folge. Wie ich das jetzt finde, ist eine andere Sache, aber egal.
Nun sitze ich ja seit gut 4 Jahren auf Spielplätzen rum, geschätzte 15 Stunden wöchentlich. und versuche dem Kleinen Mann beizubiegen, dass man Spielsachen anderer Kinder zwar borgt, dann aber auch wieder zurückgibt, dass man nicht haut, dass man auf andere, v.a. kleinere, Kinder Rücksicht nimmt. Und dass das Ganze ein differenzierter Prozess ist: je älter man wird desto mehr kann man abschätzen was nu angebracht ist. Seit dreieinhalb Jahren machen wir das nun. Stundenlang, jeden Tag. Das ist Arbeit, und zwar Arbeit die nicht immer Spaß macht. Weil sie repetitiv ist und manchmal langweilig. Und anstrengend, ja das auch. Wer ist schon gerne derjenige der sagt, dass das tolle neue Spielzeug wieder abgegeben werden muss? Und wer will schon immer wieder soziale Normen kindgerecht erklären, damits funktioniert?
Und seit genau 4 Jahren beobachte ich auch, wie andere Eltern sich diese Arbeit mehr oder weniger sparen und entweder, meine Vermutung, 1. Finden, dass das Kinder unter sich ausmachen sollten, oder dass 2. Die anderen Eltern das regeln. Diese Eltern kommen aus allen möglichen Regionen unserer Gesellschaft, aber immer wieder zerren sie mich in folgendes Dilemma:
Kleiner Mann hat sich z.B. Ein Spielzeug genommen, das einem anderen Kind gehört. Dieses Kind hat gerade kein Interesse daran, will’s aber trotzdem wieder und nimmt es dem kleinen Mann wieder weg. Und zwar ziemlich Rüde unter Anwendung von Gewalt und/oder Schimpfwörtern. Das ist aus meiner Sicht, und auch aus der des Kleinen Mannes, nicht okay. Aber kann man nichts machen. Trotzdem – wenn sich das ganze fünfmal wiederholt weil der Kleine Mann nicht aufgibt, dann kriege ich Pickel wenn ich sehe dass der andere Papa nur sein I-Phone streichelt.
In einer anderen Variante will das andere sein Kind sein Spielzeug nicht, aber dafür ein anderes drittes. Das das Geborgte dann nicht dem Kleinen Mann zurückgibt, sondern einfach abhaut. Und die Eltern sehen das, sagen aber nur: „liebe klara, würdest du das wohl zurückgeben?“ Und wenn Klara das nicht macht, passiert nix weiter. Jeder darf hier seine eigenen Beispiele einsetzen: Kinder, die hauen, Kinder die andere Kinder ärgern. Und allen ist gleich: die Eltern schweigen. Weil sie lesen müssen, oder telefonieren, oder die zugucken und wohl denken, dass das die Kinder unter sich ausmachen. Steht ja sogar in den großen Internetseiten: lassen Sie das die Kinder regeln, das ist psychologisch wichtig. Oder sie glauben, dass ihr Kind im recht ist, weil es eben ihr Kind ist. Ich glaube, dass Kinder ruhig auch mal Unterstützung kriegen dürfen, oder Anleitung. Kann schon sein, dass Kinder da viel lernen wenn sie das unter sich ausmachen. Aber wenn Kinder zu weit gehen, dann gehts eben zu weit. Ich weiß nicht, was es den Kindern bringt, wenn sie lernen dass es okay ist, anderen ungestraft ihre Sachen wegzunehmen? Oder andere mit Sachen zu bewerfen?

Und was mache ich dann also? Mittlerweile bin ich soweit, dass ich diesen Kindern ziemlich deutlich sage, wenn was nicht in Ordnung ist und die Eltern meinen, das nicht zu sehen oder nicht eingreifen zu müssen. Und ich sehe, dass der Kleine Mann jetzt wirklich nicht mehr weiter weiss. Der Kleine Mann weiß was man machen kann und was nicht,da bin ich mir ausnahmsweise mal sicher, denn ich beobachte ihn ja stundenlang auf dem Spielplatz. Ich weiss wie er reagiert und wo seine Grenzen sind. Und ich werde nicht zulassen, dass andere Kinder sich auf seine Kosten nen Lenz machen. Also greife ich auch mal ein. Ja, auch wenn es fremde Kinder sind. Und ja, mittlerweile sage ich dem Kleinen Mann auch, dass man bei solchen Kindern sich durchsetzen muss. Soviel Schattierung muss sein. Es gibt Kinder, da hilft freundlich fragen eben nicht. Da muss man was Deutliches sagen oder tun, und das soll der Kleine Mann auch wissen. Und wenn die Eltern meinen, dass ihr so wunderbar durchsetzungsfähiges Kind meinen Sohn triezen darf, dann greife ich eben auch ein. Soviel Übermutter muss/darf sein.

4 Kommentare leave one →
  1. Juni 25, 2012 8:08 am

    ich geb zu, ich hab auch gehofft, dass die kinder das geregelt kriegen. im kindercafe find ich auch nix schlimmer, als die eltern, die ständig neben ihren kleinen sitzen und sich einmischen. da sind die kinder aber auch mehrheitlich unter ein/zwei jahren. und wenn jm. minime hauen würde…mist, ich dachte man könnte später wirklich lesend am spielplatzrand sitzen. jetzt nicht aus ignoranz dem kind gegenüber, sondern damit die kinder auch mal unter sich sind…aber vielleicht erst ab nem gewissen alter? *nochkeihneahnunghab*

    • Juni 25, 2012 9:21 am

      Es wird auf jeden Fall einfacher mit der Zeit. Im Kindercafé war’s auch einfacher als auf dem Spielplatz, wenn der damals 2-jährige Kleine Mann von größeren Kindern bedrängt wurde. Oder die einfach auf seine Sandburg sprangen, weil sie kaputtmachen lustig fanden. Was soll ein 2-jährigem da schon tun? Da braucht er dann doch Mamas Rat.
      Jetzt kann man auch mal ne ganze Weile sitzen und erzählen, und muss nur manchmal eingreifen. Oder erklären. Aber ich muss sagen, nur lesen find ich schwierig – schon weil der Kleine Mann gerade die höchsten Höhen des Klettergerüstes entdeckt hat. Da willste doch lieber n Auge drauf haben, versprochen.
      Liebe Grüße Mama007

  2. Juni 27, 2012 8:13 pm

    hach, dieses thema beschäftigt mich momentan auch bei jedem spielplatzbesuch.
    mit 1,5jahren ist mein sohn ja noch sehr am anfang der interaktions-phase und trotzdem bin ich ständig hin- und hergerissen, ob ich nun eingreifen sollte oder nicht.
    wenn er zb „liebevoll“ andere kinder zum spielen auffordert und diese damit belästigt – geht das klar oder sollte ich meinen hyperkontaktfreudigen sproß zurückpfeifen?
    bisher habe ich mich darauf beschränkt, nur bei körperlich verletzenden aktionen einzugreifen, aber zählt es nicht vlt auch zu seelischer grausamkeit von einem begeistert sabbernden, „äääääh???“en 1,5jährigen über den gesamten spielplatz gestalkt zu werden?

    ich werde hoffentlich noch die goldene mitte finden.

    • Juni 28, 2012 6:20 am

      Ganz sicher! Ich finde allerdings, Eingreifen ist nur bei negativen Aktionen nötig.
      Viel Spaß aufm Spielplatz: Ihre Mama007

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