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Gelesen im September

Oktober 2, 2015

Auch im September gabs einige Bücher auf dem Nachttisch und im Lese-Rucksack. Unter anderem waren das:

Kellerkind von Nicole Neubauer

KellerkindEin ganz großartiger Krimi! Nicole Neubauer hat es geschafft, einen wunderbaren regionalen Münchenkrimi zu schreiben, durchsetzt mit etwas Dialekt und so angenehm glaubhaften, persönlichen Kommissaren, dass ich am liebsten gleich mehr von ihr gelesen hätte. Lokalkolorit und eine unglaublich spannende Story um eine ermordete Frau, Geliebte, Stiefmutter, Freundin machen das Ganze zu einem großartigen Buch. Bis zum Ende hatte ich mehrere Verdächtige auf der Liste, denn zwischendurch stehen alle mal in Verdacht…. und auch die damit verquickte Familiengeschichte ist nicht ohne Ecken und Kanten und zum Teil sehr überraschende Wendungen. Und die Kommissare haben auch so ihre sehr persönlichen Ecken… Kann ich bitte gleich einen weiteren Krimi von ihr lesen???? Am liebsten hätte ich das ja als Serie!

Die Mutter meiner Mutter von Sabine Rennefanz

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Vor einiger Zeit hatte ich ein Sachbuch namens Die vergessene Generation: Die Kriegskinder brechen ihr Schweigengelesen. In dem Zusammenhang dachte ich, dass „Die Mutter meine Mutter“ ein interessantes Buch wäre, denn es geht um die Geschichte einer jungen Frau im und kurz nach dem 2. Weltkrieg – das traf aber nur begrenzt zu. Am Ende ist es ein Buch, in dem nie ganz klar wird: ist das nun autobiografisch, oder nicht? Die Gestalten der Erzählerin und der Mutter der Erzählerin sind zwar irgendwie wohl wichtig, bleiben aber sehr schwammig, hauptsächlich geht es um die Lebensgeschichte  – eben, der Mutter der Mutter. Immer wieder wird angedeutet, dass sich deren Erlebnisse auch in den Kindern und Kindeskindern widerspiegeln, das bleibt aber alles irgendwie am Rande. Und die, natürlich!, tragische Geschichte der Großmutter bleibt auch etwas im Schatten, vieles ist nur fragmentarisch oder unklar, weil angeblich nichts bekannt ist. Im Großen und Ganzen: spannendes Thema, aber leider bleibt das Buch nur am Rande des Möglichen.

Die tödliche Tugend der Madame Blandel von Marie Pellisier

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Tja. Was bleibt mir da zu sagen. Ein Krimi, platziert an der Place de Voges in Paris. Eine Frauenleiche wird gefunden, es stellt sich heraus, es ist eine sehr reiche, intrigante Zicke mit einer großen angeheirateten Familie. Und die gute, liebe Concierge, aus deren Haus diese Dame stammt, will das Rätsel um den Mord lösen weil sie sich persönlich betroffen fühlt. Alle, wirklich alle, Figuren dieses Krimis sind deutlich überzeichnet, sei es der Kommissar, die schicke neue Kollegin, die gute Concierge oder der betroffene Gatte. Und alle anderen auch. Der Plot an sich war gar nicht übel, aber all diese sehr klischeehaften Menschen waren mir persönlich dann doch zuviel des Guten. Insofern: leider keine Leseempfehlung da Niveau „Bahnhofsbuchhandlung„*.

und als Hörbuch wurde mir zugeschickt:

Unschuld von Jonathan Franzen.

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Juhu! Jonathan Franzen! Ich liebe diesen Autor und seit den Korrekturen habe ich wohl alles von ihm gelesen was es gibt. Nun also das neue Buch: Unschuld, hier als Vollversion auf gut 28 Stunden Lese-, äh, Hörerlebnis. Generell höre sehr selten Hörbücher weil ich reell weniger Zeit & Muße habe um etwas ruhig anzuhören, als mal eben noch 10 Seiten zu lesen. Und beim Lesen höre ich auch was der Junge Mann gerade anstellt. Beim HÖREN eher nicht. Trotzdem, hin und wieder habe ich Hörbücher. Hier also: Unschuld. Die Geschichte von Pip 8eigentlich: Purity!), die aus den USA nach Bolivien geht um ihr Leben auf irgendeine Weise, eher unbestimmt, zu verbessern, verwoben mit der Geschichte von Andreas, dem Ex-DDR-Dissidenten. Mehr sei nicht gesagt. Wie immer bei Jonathan Franzen gehen die Personen an die Grenze des Zumutbaren, sie sind einem fast unangenehm nah, weil sie leider oft uns so ähnlich sind. Sie treffen irgendwie unrationelle Entscheidungen, scheitern an den Tücken des Alltags und gerade wenn man denkt dass es läuft, läufts eben gerade nicht. Der subtile Humor und das Scheitern an den eigenen Entscheidungen oder gerade dem Sich-Nicht-Entscheiden-Können hat auch dieses neue Buch von Franzen zu einer Herausforderung für mich gemacht.

Ob ich das Buch als LESEversion mehr genossen hätte – möglich. Denn 28 Stunden Hören, auch wenn es so angenehme Lesestimmen sind wie Sascha Rotermund und Walter Kreye, sind schwierig. Mehrfach bin ich darüber eingeschlafen, was NICHT an der Geschichte lag sondern an diesem angenehmen Vorgelesen-Bekommen. Ich glaube, ich lese dann doch lieber selber.

*P.S. Natürlich gibt es auch tolle Bahnhofsbuchhandlungen. Aber seien wir ehrlich: prozentual gesehen bestehen sie meist aus sehr sehr leichter Lektüre.

 

Komm mal klar!

September 30, 2015

Nun, in der dritten Klasse, werden ja Plätze neu sortiert. Zu Anfang setzten sich alle wie sie wollten, mittlerweile haben die Lehrer da etwas eingegriffen und die Kinder nochmal umplatziert.

Der Junge Mann sitzt nun also nicht mehr neben einem Kumpel, sondern neben zwei MÄDCHEN (bitte denken Sie sich das Großgeschriebene auch gesprochen mit. In leicht abfälligem, verständnislosen aber doch respektierendem Ton).

„Und, gefällts dir denn nun, mit den neuen Banknachbarinnen?“

„Mhmh-mhmh.“

„Na, ich meine: isses gut, kommt ihr klar?“

„Also Mama!!!! Ich komme sehr gut mit mir klar, aber Anna kommt leider gar nicht mit mir klar!“.

Tja – ich würde ja sagen, es ist super wenn man schon mal gut mit sich selber auskommt. Und das mit Anna wird vermutlich noch.

Na, wie lautet denn das Zauberwort???

September 27, 2015

Der Junge Mann liest gerade mit mir Harry Potter. Band 1. Schon auf Seite 14 fragt er mich, ob ich ihm denn auch Band 2 besorgen werde? Ich werde. Momentan aber lesen wir jeden Abend ein ganzes Kapitel in Band 1. Der Junge Mann ist ganz drin, fiebert mit, freut sich und ängstigt sich.

Am Wochenende gehen wir dann ein allerletztes Frühherbst-Eis essen und die junge Dame an der Theke fragt ihn nach Sorte?, Waffel, ja – nein? und Streusel, ja – nein? Alles, was man im hippen Szenekiez eben so gefragt wird, um das ultimative Eis-Erlebnis zu garantieren. Der Junge Mann beantwortet alle Fragen vorschriftsmäßig, nur bei Streusel brichts heraus:

„Ich will ALLLE!“

„Oh, und wie lautet denn das Zauberwort???“

Der Junge Mann, vorsichtig: „Abrakadabra?“

Naja„, sagt die junge Dame, „fast. Aber ich geb dir nen Extrapunkt für Kreativität!“ Und packte noch ein Gummibärchen zwischen die Streusel auf dem Eis.

Noten im Stuhlkreis, 1. Teil.

September 21, 2015

Es ist die Dritte Klasse. Und das bedeutet: wir, die Eltern, müssen entscheiden ob es Noten gibt. Zwar macht das jede Schule in Berlin anders, aber an unserer Schule ist es so, dass es Noten, falls überhaupt erst ab der dritten Klasse gibt und das müssen die Eltern entscheiden. In einer geheimen Abstimmung, beim ersten Elternabend in der Dritten Klasse.

Ein Elternabend, bei dem man sowieso erstmal die Hälfte der Eltern neu kennenlernen muss, weil ja (wie bereits beschrieben), zwei halbe zweite Klassen aus den SAPH-Klassen zu einer neuen, ganzen dritten Klasse zusammengeführt werden. Das bedeutet also praktisch: ich kenne die Hälfte aller Eltern nicht, habe aber schon eine Idee, ob ich & Papa007 UND der Junge Mann Noten wollen oder eben noch verbale Beurteilungen. Immerhin wissen wir ja seit Längerem, dass es ab der dritten Klasse Noten geben könnte. Schön ist ja, dass zumindest der Junge Mann die Kinder der anderen Klasse bereits vom Pausenhof kennt. Immerhin!
Und mit den Noten ist es so: wenn wir uns mehrheitlich GEGEN Noten entscheiden, erhalten die Kinder noch für ein Jahr verbale Beurteilungen, genauso wie in den ersten beiden Schuljahren. Falls wir uns FÜR Noten entscheiden, gibt es ab morgen Noten. Ganz altmodische Noten.

Wir als Familie finden, Noten gehen jetzt schon. Ich gehe also mit einem Familienvotum zur Elternversammlung, bereit, dieses auch abzugeben. So einfach ist es aber – wie immer – nicht.

Zunächst einmal ist es einer Mama gaaaanz wichtig, dass wir nicht an den normalen Schultischen unserer Kinder sitzen, sondern auf Stühlen im Kreis. Damit wir uns alle ins Gesicht sehen können. Umpf. Ich sage jetzt lieber mal nichts.

Dann ist es, bei Tagesordnungspunkt 3, soweit dass wir über Noten abstimmen können. Dachte ich! Denn ich würde gerne abends um 19 Uhr nicht noch ne Diskussion auf Basisniveau anfangen. Ich würde nach einem langen Tag zum Beispiel lieber nach Hause zu meinem Sohn fahren. Aber egal, denn andere Eltern sehen das anders. Statt abzustimmen, möchten sie nochmal kundtun, warum sie gegen Noten sind – denn es sind interessanterweise die Eltern, die keine Noten möchten, die uns „andere“ gerne nochmal grundlegend informieren möchten warum Noten böse sind. Warum sich die Kinder dadurch unter Druck gesetzt fühlen. Warum diverse pädagogische Konzepte gegen Noten sprechen.

Ich möchte aber gerne nur mein/unser Votum abgeben. Weil ich nämlich ganz zufällig mir bereits eine Meinung gebildet habe. Und es mir ausreicht, was die Lehrerin zusätzlich als Information vorgegeben hat. Die Noten-Ablehner sehen das anders. Ganz sicher sind alle Eltern, die für Noten sind, nur unzureichend informiert. Vielleicht kann man sie ja noch umstimmen! Missionieren, sozusagen. Überraschenderweise trifft das auf wenig Gegenliebe, und nach 10 Minuten sagt es ein anderes Elternteil, das, was auch mir bereits auf der Zunge liegt: „Wir haben uns auch eine Meinung gebildet und würden jetzt einfach gerne abstimmen anstatt noch mal Pro und Contra zu debattieren!“. Danke, liebes anderes Elternteil.

Nach der streng geheimen Abstimmung wird gezählt und – falls es jemanden interessiert – die Noten haben gewonnen. (Pro-Tipp: man kann auch per Fax vorher sein Votum einreichen!). Ich finds gut, und wenn man die Kinder fragt wünschen die sich alle Noten. Wie es schon unsere alte Klassenlehrerin formulierte: „Fragen Sie doch einfach mal Ihre Kinder, was die sich wünschen!“. Nachdem ich aus anderen Elternversammlungen über tumultartige Szenen vor und nach dem Votum gehört hatte, muss ich sagen dass es bei uns relativ gesittet zuging. Mal abgesehen von dem Elternteil das in den Raum brüllte, man habe doch ganz sicher auch die nicht abgegebenen Stiummen zugunster der Notenbefürworter gerechnet! Und es damit als Noten-Ablehner übrstimmt!

Nee, so wars nicht, liebes ausfälliges Elternteil das gegen Noten ist. Denn tatsächlich ergibt bereits das Im-Kopf-Zusammenrechnen der JA- und NEIN-Stimmen, dass alle Eltern abgestimmt haben. Aber gut, ein paar Aussetzer gibts eben immer, auch in Mathe 3. Klasse. Was sonst noch geschah und und warum ich danach erstmal ein bier brauchte – im zweiten Teil!

 

Wenn das Alter zuschlägt, gibts keine Rettung.

September 10, 2015

Neulich fragte ich den Jungen Mann mal, wie alt er wäre.

„Na, 7!“ (Dämliche Frage, natürlich weiß er das.)

„Was meinst du eigentlich, wie alt ich bin?“ fragte ich nach, weil mich wohl de rTeufel ritt.

„Na… äh…. irgendwas mit…. SECHZIG?????“ vermutete der Junge Mann sehr, sehr vorsichtig.

Tja, also… Nein. Noch nicht ganz.